CAN IMAGES GRIEVE? SHARING A PHILOSOPHY OF PRACTICE

GPCTALK4
PODCAST

■ DATUM:

FR, 28.02.2025

■ KÜNSTLERINNEN:

Huda Takriti

GÄSTE:

Noor Abuarafeh und Lina Ramadan

SOUNDDESIGN:

Vinzenz Schwab

■ KURATIERT VON:

Nathalie Koger
Wie können Künstler*innen mit Lücken in der Geschichtsschreibung und in Archiven umgehen? Welche Methoden und Medien bilden die Grundlage für eine aktive Praxis des Erinnerns und Zeugnisablegens? Und auf welche Weise lässt sich der Prozess des „Re-Erinnerns“ von Kulturschaffenden gestalten? Ausgehend von einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt reflektieren die Künstlerinnen Noor Abuarafeh und Huda Takriti sowie die Kuratorin Lina Ramadan in der vierten Ausgabe der Golden Pixel Talks ihre Praxen als Form des anti-kolonialen Dialogs mit bestehenden – oder fehlenden – historischen Bildern, Objekten und Narrativen. Durch eine Verknüpfung zentraler Begriffe entwerfen sie eine eigene Philosophie ihrer Praxis. Golden Pixel Talks laden künstlerische und wissenschaftliche Forscher*innen, deren Arbeitsfelder sich tangieren, zum Dialog, um die filmischen Positionen der Golden Pixel Cooperative mit gesellschaftspolitischen und künstlerischen Perspektiven zu ergänzen. Das Format des Podcasts erschafft so diskursive Räume für Suchbewegungen an der Grenze zwischen Bekanntem und Unbekanntem in Wissenschaft und Kunst. Schlagwörter: The Role of Language, Oral History, Time, Erasure, Tracing Absences, Fact versus Fiction, Secrets, and Museums Gesprächssprache: Englisch
goldenpixel_talks_Noor Abuarafeh_Huda Takriti_Lina Ramadan.mp3

Noor Abuarafeh (*1986, lebt und arbeitet zwischen Jerusalem und Rotterdam) ist eine Künstlerin, deren Praxis Video, Performance, Publikationen und Videoinstallationen umfasst. Ihr Fokus liegt auf den Themen Erinnerung, Geschichte und Archive sowie auf der Komplexität des Nachvollziehens von Abwesenheit. In ihren textbasierten Videos und Performances hinterfragt Abuarafeh, wie Geschichte geformt, konstruiert, wahrgenommen, visualisiert und verstanden wird. Sie untersucht die Schnittstellen zwischen Fakt und Fiktion sowie die Rolle der Vorstellungskraft bei der Konstruktion historischer Erzählungen. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Solo- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter im De Appel (2024), Art Jameel (2024), der Jakarta Biennale (2024), dem Frieze Museum (2023), der Biennale von Venedig (2022), der Berlin Biennale (2020) und der 13. Sharjah Biennale (2017). Zudem nahm sie an der Off-Biennale Gaudipolis in Budapest (2017) und der Qalandia International in Jerusalem (2018) teil. 2019 präsentierte sie ihre erste Solo-Ausstellung "The Moon is a Sun Returning as a Ghost", kuratiert von Lara Khaldi in Jerusalem.

Huda Takriti (*1990 in Syrien, lebt in Wien) arbeitet mit Video sowie Bild-Text- und Text-Text-Collagen, in denen sie persönliche und nationale Erzählungen überlagert, um Lücken im historischen und kollektiven Gedächtnis sichtbar zu machen. Derzeit promoviert sie im PhD-in-Practice-Programm an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Ihre Forschung beschäftigt sich mit dem Konzept der archivischen Auslöschung, insbesondere in Bezug auf Geschichten weiblicher Freiheitskämpferinnen aus dem Nahen Osten während bewaffneter antikolonialer Kämpfe. Dabei hinterfragt sie die Konstruktion und Produktion historischer Narrative und untersucht das Potenzial der „Kontamination“ als Strategie zur Überbrückung archivarischer Lücken. Takriti schloss 2020 ihr Masterstudium an der Abteilung TransArts der Universität für angewandte Kunst Wien ab, nachdem sie 2012 ihren Bachelor an der Fakultät für Bildende Künste in Damaskus erworben hatte. Ihre Arbeit wurde mit mehreren Stipendien und Preisen ausgezeichnet, darunter der Vordemberge-Gildewart-Preis (2022), der Kunsthalle Wien Preis (2020) und das Camargo Foundation Fellowship (2023).

Lina Ramadan ist Kuratorin und Autorin mit Schwerpunkt auf moderner und zeitgenössischer Kunst. Sie lebt derzeit in Wien und beschäftigt sich in ihrer Forschung mit postkolonialen Perspektiven auf den Nahen Osten und Nordafrika (MENA), Künstler*innen und Solidaritätsbewegungen. Von 2016 bis 2022 war sie als Kuratorin am Mathaf: Arab Museum of Modern Art in Doha tätig. Sie ist Herausgeberin des Buches ´Madness of the Anthropocene: Thinking with an Image` (Kaph & 421, 2024). Zu ihren jüngsten kuratorischen Projekten gehören ´Several Attempts for not Forgetting: Noor Abuarafeh & Huda Takriti` (Philomena+, Wien, 2025), ´Ibi Ibrahim: Like Every Leaving Wasn't a Country` (Entre, Wien, 2024), ´Taysir Batniji: No Condition is Permanent` (2022–23), ´Kader Attia: On Silence (2021), Raqs Media Collective: Still More World` (2019) und ´Mohamed Melehi: 1959–1971` (2017–2018). Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen zählen „Moments of Return in the work of Mohamed Bourouissa, Yto Barrada and Iman Issa“ in ´Avant-garde & Liberation. Contemporary Art and Decolonial Modernism` (Hrsg. C. Kravagna, Mumok, 2024), einem Vorwort zu ´Photography from Yemen` (Hrsg. L. Vartanian Collier & I. Ibrahim, Makan Press, 2024) sowie „The Palaver Tree“ in ´Farid Belkahia: For A New Modernity` (Hrsg. M. Gauthier, Centre Pompidou & Mathaf, 2021). Lina Ramadan ist Preisträgerin des Darat al Funun Fellowship 2024–25 und promoviert derzeit an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.