The Golden Pixel Cooperative Online Screen wurde im Mai 2020 als unmittelbare Reaktion auf die pandemiebedingten Einschränkungen im internationalen Kulturbetrieb ins Leben gerufen.
In Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen Kollektiv Lagentedelcomún entwickelt, präsentiert die Plattform seither ein kuratiertes Programm aus Videopräsentationen und Vorträgen.
Angelehnt an das zeitlich begrenzte Format physischer Vorführungen sind die Programme nur zu bestimmten Terminen abrufbar – kostenfrei und jeweils abgestimmt auf die lokale Zeitzone der Nutzer*innen.
Seit 2022 zeigt GPC Online Screen die kuratierte Filmreihe „GPC STREAMS“.
Jede Ausgabe geht von einer aktuellen künstlerischen Bewegtbildarbeit eines Mitglieds der Kooperative aus und erweitert diese um ein thematisch abgestimmtes Programm mit Arbeiten internationaler zeitgenössischer Künstler*innen.
Ziel der Reihe ist es, die inhaltlichen Fragestellungen der Kooperative in einen erweiterten internationalen Kontext zu stellen und in Dialog mit anderen künstlerischen Perspektiven zu bringen.
Das jeweils aktuelle Programm ist hier auf der Website zu finden.
■ MARLIES PÖSCHL: DATA GARDEN
4-teilige ortsspezifische Videoinstallation, 360 Grad-Video, Farbe, binauraler Ton, gesamt ca. 10 min., 2021
Eine junge Wissenschaftlerin aus Guian, China, hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sie, als Alternative zu den bestehenden Datenzentren, Daten in der DNA von Pflanzen speichern kann. So gelangt eine geheimnisvolle Pflanze nach St. Gilgen, in deren DNA Informationen gesichert sind, und die den Anfang des Data Garden, einer verborgenen Bibliothek, darstellt. Die Pflanze enthält Erinnerungs-Fragmente über eine Gruppe von Wanderarbeiterinnen in einer chinesischen Elektrofabrik. Jene Menschen, die unsere Mobiltelefone zusammenbauen, tauchen auf geisterhafte Weise in St. Gilgen auf. Die Realität der Produktionsbedingungen legt sich als “Augmented Reality” über den Ort, den wir sehen.
Die Szenen basieren auf den Gedichten von Zheng Xiaoqiong, einer chinesischen Autorin, die Wanderarbeiter*innen und deren Lebens- und Arbeitsbedingungen porträtiert. So thematisiert Data Garden, wie die Auswirkungen der global ungleichen Produktionsverhältnisse sich in Pflanzen einschreiben, mit ihnen migrieren und sich im kollektiven Gedächtnis verankern.
Regie, Schnitt, Produktion: Marlies Pöschl
Gedichte: Zheng Xiaoqiong
Übersetzung: Lea Schneider, Martin Winter, Zhou Yangchun: Daniela Chen
Voice Over: Kun Jing
Chor: Xingchen Liu, Haili Luo, Ying Qui-Zhang, Jiayi Steiner, Sissi Qi Wang, Yu Li Ya, Guanpei Zhou
Regieassistenz: Sophie Averkamp
Kamera: David Rabeder
Ton & Sounddesign: Simon Rabeder
Kostüm: sandy wetcliff vienna
Danke AN: Xie Feru, Felix Rank, Meni Böhm, Christof Krainthaler, Stiegl
■ MARLIES PÖSCHL: DATA GARDEN
2-teilige Videoinstallation, bestehend aus 4 Videos und Salzlecksteinen, 4K, Farbe, Live-Ton, gesamt ca. 11 min., 2021
In diesem Video sind sechs Albino-Tiere an unterschiedlichen Orten in Österreich und Deutschland zu sehen: in Zoos, Wildgehegen und sogar in einer Tierauffangstation. Die Albino-Tiere reisen in der Fiktion als Geister der Zukunft in die Gegenwart und stehen so für ein kollektives Erinnern der Gegenwart aus der Perspektive der Zukunft. Gerahmt werden diese Bilder von einem Gedicht der deutschen Kulturproduzentin und Pädagogin Marion von Osten. In Human Animal Song (2017) zählt von Osten auf was Menschen mit Tieren tun und kritisiert so die Dominanz des Menschen in Mensch-Tier-Beziehungen. Dieses Gedicht wurde von mehreren Jugendlichen eingesprochen. Sie sind Teil einer Gruppe von Schüler*innen, mit denen Nathalie Koger seit September 2020 an einer Neuinterpretation der Konferenz der Tiere von Erich Kästner zusammenarbeitet. Die Kinder repräsentieren die Zukunft, die Tiere zeigen uns die Gegenwart. Die vier hier präsentierten Videos bilden den Prolog dieses Filmprojektes.
In dem Originaltext wirken alle Tiere der Welt als Transformationsagent*innen für eine bessere Zukunft der Menschheit. “Wie kann man Die Konferenz der Tiere in die Gegenwart übertragen und mit Kindern als Film neu denken?”, fragt Nathalie Koger in diesem partizipativen künstlerischen Projekt. Entwickelt werden soll ein filmisches Märchen, in dem die Kinder – anders als in Kästners Original – als Agent*innen der Tiere auftreten.
REGIE, 2. KAMERA, SCHNITT, PRODUKTION: Nathalie Koger
KAMERA: Mathias Windelberg
GEDICHT: Marion von Osten
ÜBERSETZUNG: Ivana Milos
COLOUR GRADING: Andreas Lautil
BERATUNG: Konstantin Sautier/Nymphenburger Schulen, Christine Lang
DANKE AN: Sabine Öfner, Rainer Zöchling, Uwe Ringelhan, Thomas Knauer und Guneet Toor, Sarah Krohnfeld, Clement King, Linus Rieger, Alexander Sentenstein, Magnus Clausing, Moritz Funk, Marina Weiß, Noah Alibaba, Luca Rupp, Eleonora Berger, Shivali Shrungarkar und Saranda Azemi, Nymphenburger Schulen
■ LISA TRUTTMANN: TRACKS I–III
3-Kanal Videoinstallation für drei Mobiltelefone, 3 x HD, Farbe, 3 x Stereo-Ton, ca. 10 min., 2021
Als “Phantom Rides” geisterten zu Beginn der Filmgeschichte schnell vorbeiziehende Landschaftsbilder durch die ersten Kinosäle. Waren es zunächst Kameras, die auf Zügen montiert in Höchstgeschwindigkeiten vermeintlich unberührte Gebiete visuell eroberten, so sind es nun auch mobile Funksignale, die unseren technologisierten Blick steuern und Landschaftsräume mit erschließen. Tracks I-III geht auf Spurensuche und verfolgt, fragmentarisch und assoziativ, die ehemalige Teilstrecke der Ischler Bahn zwischen Mondsee und Strobl. In einer digitalen Geisterbahn der Gegenwart durchqueren wir die Landschaft, suchen nach Anhaltspunkten und blicken zugleich nach vor und zurück. Wir fragen danach, wie unsichtbare Funksignale reisen, wie sich diese in bewegten Bildern manifestieren, und warum wir jetzt auf unser Handy schauen und nicht im Kino sitzen.
INTERVIEW WITH: Alfred Wiener
KONZEPT, KAMERA, SCHNITT: Lisa Truttmann
TONAUFNAHMEN: Gerald Roßbacher
DROHNENPILOT: Daniel Ausweger
■ KATHARINA SWOBODA: STONES
Einkanal-Videoinstallation, 4K, Farbe, Ton, 5 min., 2021
Viele Bestandteile der Bauelemente eines Smartphones werden zunächst in Form von Gesteinen mühsam aus der Erde herausgeholt, bevor sie mit thermischen und chemischen Prozessen weiterverarbeitet werden. Einige dieser groben Gesteine, aus denen Elemente wie Palladium, Tantal, Lithium oder Metalle der Seltenen Erden gewonnen werden können, werden im Video gezeigt. Eine Wissenschaftlerin untersucht diese Steine im Mikroskop und mit ihr werfen wir einen abstrahierten Blick auf die “inneren Landschaften” eines Smartphones. Das Video endet mit einem Experiment – nachdem mit den Gesteinen auf den Anfang der Rohstoffkette der Smartphones verwiesen wurde, thematisiert das Experiment das Ende der Nutzungsdauer des Geräts.
KONZEPT, REGIE, PRODUKTION: Katharina Swoboda
KAMERA: Sonja Vonderklamm
SOUND: Sara Pinheiro
PERFORMERIN: Christine Murkovic
DANKE AN: Kamen Stoyanov, Iris Blauensteiner, Dr. Bernd Moser/Chefkurator Mineralogie Joanneum Graz, Dr. Michael Murkovic/TU Graz
■ SIMONE OBERHOLZER: PERFECT PARTICLES (x kWh)
3-Kanal Videoinstallation für drei Mobiltelefone, 3 x HD, Farbe, 3 x Stereo-Ton, ca. 10 min., 2021
Als “Phantom Rides” geisterten zu Beginn der Filmgeschichte schnell vorbeiziehende Landschaftsbilder durch die ersten Kinosäle. Waren es zunächst Kameras, die auf Zügen montiert in Höchstgeschwindigkeiten vermeintlich unberührte Gebiete visuell eroberten, so sind es nun auch mobile Funksignale, die unseren technologisierten Blick steuern und Landschaftsräume mit erschließen. Tracks I-III geht auf Spurensuche und verfolgt, fragmentarisch und assoziativ, die ehemalige Teilstrecke der Ischler Bahn zwischen Mondsee und Strobl. In einer digitalen Geisterbahn der Gegenwart durchqueren wir die Landschaft, suchen nach Anhaltspunkten und blicken zugleich nach vor und zurück. Wir fragen danach, wie unsichtbare Funksignale reisen, wie sich diese in bewegten Bildern manifestieren, und warum wir jetzt auf unser Handy schauen und nicht im Kino sitzen.
INTERVIEW: Alfred Wiener
KONZEPT, KAMERA, SCHNITT: Lisa Truttmann
TONAUFNAHMEN: Gerald Roßbacher
DROHNENPILOT: Daniel Ausweger
Wir verwenden die Schriftart „Suisse Int’l“, die uns freundlicherweise von Swiss Typefaces zur Verfügung gestellt wurde.