GPC STREAMS (#1) The beginning is the end is the beginning

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Olena Newkryta, Filmstill aus „Ruins in Reverse”, 2020
Online Screening

■ DATUM:

24.06.-08.07.2022

■ ORT:

Online
GPC Online Screen

■ KÜNSTLERINNEN:

Irene de Andrés, Millonaliu (Klodiana Millona & Yuan Chun Liu) & Endi Tupja und Olena Newkryta

■ KURATIERT VON:

Enar de Dios Rodríguez
„GPC STREAMS” ist eine Reihe von Online-Screenings, die von einem Kunstwerk eines Mitglieds der The Golden Pixel Cooperative ausgehen, welches mit Werken internationaler Künstler*innen kombiniert wird. Das Ziel dieses Programmes ist es, die aktuellen thematischen Interessen der Kooperative durch breitere Perspektiven und künstlerische Ansätze sichtbar zu machen.

Während einer geführten Tour auf dem Berg Titano wurde mir erzählt, dass, wenn wir Menschen die Geologie aus einer anderen zeitlichen Perspektive verstehen würden, könnten wir einen Berg als eine Welle erleben, die immer in Bewegung ist. Eine ähnliche Sichtweise könnte sich ergeben, wenn man Ruinen betrachtet, einen verfallenen Ort, der eine endlose Instabilität zwischen dem, was war, was ist und was sein wird, darstellt. Die Ruine ist ein Beweis für den materiellen Fluss, wie die Erinnerung selbst. In der Gegenwart, die durch geplante Obsoleszenz und Zusammenbruch gekennzeichnet ist, ist die Ruine das neue Normal.

„The beginning is the end is the beginning” ist eine Auswahl audiovisueller Arbeiten, die mit Ruinen an unterschiedlichen Orten interagieren (ein sowjetisches Wohngebäude in Oleksandriwka, das inzwischen abgerissene Nationaltheater in Tirana und der Nachtclub Glory's auf Ibiza). Diese aus unterschiedlichen persönlichen Perspektiven konzipierten Interaktionen ermöglichen den Bruch der linearen Zeit: Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft werden ungewiss und finden vielleicht sogar gleichzeitig statt. Weit entfernt von romantischer Melancholie manifestieren sie die Realität mit ihren Prozessen der Gentrifikation, des Massentourismus und der Enteignung von Gemeingütern. In diesen Werken, wie auch in der Welt selbst, sind Schutt und Trümmer nur ein Teil eines Kontinuums, das nie aufhört, zu beginnen oder zu enden.

■ OLENA NEWKRYTA: RUINS IN REVERSE
AT, UA, 2020, 24:55 min.

Gedreht in der steppenhaften Landschaft der südlichen Ukraine verfolgt der Kurzfilm den Transformationsprozess eines leerstehenden sowjetischen Wohngebäudes. Gebaut nach einem standardisierten sowjetischen Masterplan, werden dessen Grundrisse von Einzelpersonen, die aus den herausgelösten Ziegelsteinen neue Architekturen schaffen, allmählich zerlegt. So zirkulieren die Spuren privater Biografien und Überreste vergangener Ideologien, die in die physischen Überreste eingeschrieben sind, in der Gemeinschaft und finden ihren Weg in neue Konstruktionen. Ruins in Reverse thematisiert diesen Prozess der Aneignung und Wiederverwendung als eine Art der materiellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit sowie als einen Akt der Selbstermächtigung in der Gegenwart.

■ MILLONALIU (KLODIANA MILLONA & YUAN CHUN LIU) & ENDI TUPJA: EARTHMOVERS
AL, 2020, 06:34 min.

Earthmovers ist ein Filmessay, der Fortschritt, Stadtentwicklung und die Enteignung von Gemeingütern durch das Auge der gewalttätigen Ausbeutung betrachtet. Anhand des brutalen Abrisses des Nationaltheaters von Tirana und unter Verwendung eines Bulldozers als Untersuchungsobjekt reflektiert dieser Filmessay, wie unter der großen Überschrift der (westlich konstruierten) Modernisierung koloniale Konzepte und Praktiken immer noch in der Ausbeutung von Gemeingütern umgesetzt und domestiziert werden.

■ IRENE DE ANDRÉS: GLORY'S. DONDE NADA OCURRE
ES, 2016, 12:38 min.

Das Projekt Donde nada ocurre (Where Nothing Happens) stellt die Geschichte verlassener oder vorübergehend stillgelegter Nachtclubs auf Ibiza, dem Geburtsort von Irene de Andrés, dar. Eine der fünf Videoarbeiten aus dieser Serie hat das Glory's als Protagonist: einen der ersten Nachtclubs Ibizas. Seine Architektur erinnert an die zahllosen anderen Freizeittempel Ibizas, von denen viele die Zunahme des ausufernden Massentourismus auf der Insel nicht überlebt haben. In einer poetischen Geste der Wiederauferstehung hält de Andrés fest, wie Techno-Beats in den Ruinen erklingen und die Umgebung zum DJ-Set von Nano Vergel zum Tanzen bringen.